amor vincit omnia.

Was macht einen Menschen aus? Sind es nicht unsere Gefühle wie Freude, Kummer und Schmerz? Wer empfinden kann; es zulässt, hat gewonnen und verloren zugleich. Ich empfinde also bin ich…Doch was passiert, wenn ich meine Gefühle nicht mehr haben will, sie nicht mehr fühlen will, ihrer überdrüssig bin? Ein Mensch noch immer?
Seit Tagen schon betäube ich mich und meine Gefühle. Ich betäube sie mit Bier, Wein und Beistand…Beistand und Gespräche sind das, was mich durch den Tag retten. Mit Bier und Wein hangele ich mich von einem Gespräch zum Nächsten. Doch wer rettet mich vor der Nacht? In der Nacht, wenn all die schönen Träume mich heimsuchen, mir eine bessere Wirklichkeit vorgaukeln… ich bin latent verführbar. Ich glaube sie beinah selbst. Ich will sie selbst glauben, denn aufgeben kann ich sie nicht. Meine Träume sind es, die mir Hoffnung und Schmerz zugleich bereiten. Ich wache auf, meine Augen sind voll Tränen… Dabei war der letzte Traum so realistisch, so schön, so wünschenswert wunderbar. Ich träumte einen perfekten Traum. Irgendetwas stimmt nicht. Ich drehe mich um, meine tränengefüllten Augen können nur schwerlich scharf sehen…doch sie sind bereits scharf genug, die leere Seite meines Bettes zu erkennen, in der mein Engel die unzähligen Nächte an meiner Seite mit mir verbrachte…sie ist nicht da, ihre Seite bleibt leer.
Was ist bloß passiert? Irgendwas muss auf dem Weg zum Paradies geschehen sein. Heut liebt sie mich noch, eine gemeinsame Wohnung, Zukunft sind im Gespräch… Zwei Tage später wache ich mit nassgeschwitztem Oberkörper und verträntem Gesicht ohne sie auf… omnia vincit amor! Liebe besiegt alles! Warum dann nicht diesen so unnötigen Schmerz? Bin ich auf der Straße des Verlustes angelangt? Sie verlässt mein Leben und versteht den Grund dafür selbst nicht. Wie frisch verliebt waren die letzten drei Wochen mit ihr, die besten Wochen seit dem letzten halben Jahr. Drei Wochen in Sieben-Meilen-Stiefeln der Vertrautheit, Zufriedenheit; kurz: Sieben-Meilen-Stiefel der Liebe hatten wir angezogen...alle beide. Ich sei alles, was sie sich wünscht… hatt sie dieses gefundene Glück so betroffen gemacht, dass sie aus Glücklichkeit aus meinem Leben tritt??
Eben noch Traumfrau – einen Augenblick später schon wieder weg! Ich fühle mich gefangen; in mir selbst mit gewisser Hinsicht. Hab ich mich in mir selbst verloren? Sie trennte sich an einem Sonntag - oh wie ich diese Sonntage so langsam wirklich anfange zu hassen…Sonntage sind super, aber triff dich bloß nie mit deiner Freundin, die mit dir reden muss… Ein Wochenabschluss heißt möglicherweise ein Beziehungsabschluss... selbst wenn es einer dieser magischen Beziehungswochen war, die dieses wir-gegen-den-Rest-der-Welt-Gefühl noch verstärken und einem einem neue und unbetrübte Hoffnung auf Zukunft heucheln.. Und genau das ist das wirklich Bittere daran!
Wir kamen vor drei Wochen das zweite Mal zusammen, alles läuft perfekt, mein Leben und ihr Leben ebenso. Sie blühte regelrecht auf, wurde ihr von Freunden gesagt. Und sie war froh (und das drei Tage vor dem letzten Sonntag), dass wir noch die Kurve bekommen haben. Ich denke mir ‚wow, diese Frau haut mich wirklich um. Sie könnte die erste sein, der ich alsbald das große L-Wort sage.’ „Hörst du mich mein Engel, hör mich an: Ich bin verdammt noch mal bereit den ganzen Weg zu gehen. Also beeil dich, lass uns gleich aufbrechen und sehen wo es uns hinführt!“ Ich schreie es hinaus in die Welt, gegen den Wind Richtung Norden... solle er meine Botschaft zu ihr bringen, rasch zu ihr bringen.. Sie hört mich nicht, ich schreie mit leibes Kräften und sie hört mich nicht. Niemand hört mich - ich drehe mich im Kreis - sehe mich um - ich stehe da - allein - verlassen - und Tränen rinnen mir übers Gesicht - sie hört mich nicht, hab ich sie so rasch verloren, dass sie meinen Aufschrei nicht einmal wahrnimmt?
Mein Herz schlägt schneller als ein Zug als ich sie neulich in der Stadt sah. Sie sieht mich nicht; dafür erkenne ich aber, dass sie recht mitgenommen aussieht. In diesem Moment verlangen meine Arme nach ihr, sie flehen mich an, sie wieder festzuhalten… Sie nicht mehr gehen zu lassen…sie nie mehr gehen zu lassen! Ich möchte ihr wieder durchs Haar streichen, wenn sie schläft, sie stundenlang beobachten, wie sie von Zeit zu Zeit diesen kleinen, fast unhörbaren Schniefer im Schlaf macht, sehen wie sich ihr Brustkorb bei jedem Atemzug hebt, will sie riechen, spüren wie sie des Nachts zusammengerollt an mich gekuschelt liegt... ich vermisse sie selbst, wenn sie ungehalten ist, wie sich die kleine Runzel auf der Stirn bildet und sich die eine Augenbraue rundbogenartig und bezweifelnd nach oben in ihre Stirn schiebt, wie sich ihre Lippen dazu dann vor lauter Anstrengung und Zusammenpressen schon weißlich verfärben. Ein wirklich kostbarer Anblick, ein kleines Schmunzeln bemerke ich bei mir, ich ertappe mich bei einem schwermütigen Seufzer gar, als ich sie mir so vorstelle...Die Bilder, sie werden mir auch nocjh in Jahren von Zeit zu Zeit zusetzen.. ein kleiner herber Genickschlag aus der Vergangenheit, der sich dieses Privileg herausnimmt. Und ich kann und will darüber nicht einmal ungehalten sein.
Doch nun, ein paar Tage später wirken die Betäubungen nicht mehr… kein Rauschmittel im Hause, kein Engel in Sicht. Und trotzdessen, da ich in der Lage bin, diese Zeilen zu schreiben, rinnt Träne um Träne meine Wangenknochen entlang und verlassen mich. Sie tropfen vom Kinn hinab – mehr, immer mehr. Es kommt mir wie ein salziger Sturzbach vor, der sich seinen Weg über meine Wangen bahnt, sich zielstrebig und mit höchster Präzision um meine Mundwinkel herum zu schlängeln weiß und im Dickicht meines Viertage-Bartes zum Verlassen meines Körpers bereit macht. ………drei…………………zwei……………eins……………meins? Sollte ich das eine Mal, nur dies eine Mal richtig liegen? Es ist zumindest eine Premiere für mich selbst, dass ich wirklich ohne Hintertürchen zu allem bereit bin. Doch wird es was nützen...?
Mit jedem Wimperschlag verlässt mich nicht nur eine weitere Träne, mehr noch: Mit jedem mir unendlich lang erscheinenden Wimpernschlag verlässt mich auch ein kleines Stück heile Welt, wie nur sie sie mir geben konnte. Doch das war einmal, schweren Schrittes schleppe ich mich durch die letzte Woche. Ich bin nicht mehr ich selbst… Ein Schlag und ich zerbarst in aber 1000 Teile - in ein Puzzle. Es ist das Puzzle der Persönlichkeit - meiner Persönlichkeit. Wie sie da unvereinbar wie in Scherben vor mir auf dem Boden liegt, wie ein Rätsel dessen Lösung nur zwei eingeweihte Menschen zusammen lösen können. Nur einer ist dafür bereit, der andere längst abgewendet, sich nicht einmal mehr umblickend... zu groß scheint ihm die Aufgabe, zu unüberwindbar scheint sie mir allein. Das Puzzle meiner Persönlichkeit, es erscheint mir unlängst wie eines jener, dessen Zusammensetzung ich selbst nicht mehr kenne…

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

gehst heut zu blume,...
gehst heut zu blume, frank? und zum kobold?
bastiH - 16. Jul, 09:41
eine tragödie des einundzwanzigsten...
so mögen doch viele lieber ein wenig weniger in ihre...
frankH - 19. Jun, 08:42
schön latein und dann...
schön latein und dann ordentlich KAFFEESCHLEIFE......
BastiUndSeinKleinerKopfzirkus - 8. Jun, 07:46
"did you ever feel the...
"did you ever feel the thrill of the chase? the breath...
frankH - 6. Jun, 11:39
ginkgo biloba.
Was schenkt man einem besten Freund zum Geburtstag?...
frankH - 31. Mai, 13:48

Status

Online seit 6239 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 16. Jul, 09:41

kinematographisches.

letters to mind.


Dante Alighieri
Die Göttliche Komödie

music to mind.

zwischenlösungen.

DSCF6866

Profil
Abmelden
Weblog abonnieren